Die Parteien haben endlich das Patentrezept gegen niedrige Wahlbeteiligung gefunden.
Seit Jahren verzeichnen wir in unserem Lande sinkende Wahlbeteiligungen, vernahm ich heute im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Nun machen Sie sich mal keine Sorgen, ich werde nicht zum Politblogger. Dazu bin ich gar nicht politisch interessiert genug. Aber der aktuelle Vorstoß einer der großen Volksparteien nötigt mich geradezu, ein Statement abzugeben.
Ich bin sicher kein Kenner des bundesrepublikanischen Wahlsystems. Nicht, dass ich gar keine Ahnung hätte, aber meine Kenntnisse sind eher rudimentär. Was man halt vor Ewigkeiten mal so in der Schule gelernt hat. Es reicht gerade so dafür, alle 4 Jahre meine Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben und zwischendurch auch mal für den Landtag. Und jedesmal stehe ich vor der selben Frage: Wen oder was soll ich wählen? Ich fühle mich zu keiner der verfügbaren politischen Parteien wirklich hingezogen und genau genommen würde ich am liebsten gar nicht wählen. Habe ich auch jahrelang nicht getan, aber letztlich ist das natürlich die schlechteste Lösung. Aber was tun? Das geringeste Übel wählen? Das ist in etwa so wie eine Entscheidung treffen zu müssen, wie man hingerichtet werden will, wenn Sie mir den drastischen Vergleich verzeihen mögen. Am Ende ist man so oder so tot und es ist nicht das was man will (also nach der Hinrichtung, nicht nach der Wahl natürlich).
Also verplempert man seine Stimme für irgendeine Tierschutzpartei, oder die rüstigen Renter, oder gar an die mords Spaßvögel von DIE PARTEI. Auf jeden Fall an jemanden der ungefähr soviel Chance hat die politische Landschaft zu verändern, wie eine Gazelle eine Chance hat an einem Löwendinner teilzunehmen und lebend davon zu kommen. Aber immerhin hat man gewählt und es den etablierten Parteien mit seiner Protestwahl mal so richtig gezeigt. Ja klar. Da werden die SPDs, CDUs und Konsorten aber mächtig Schmerzen haben, wenn ich so eine Splittergruppe wähle.
Also sucht man sich eine der großen aus, um das Ruder etwas mehr nach links oder nach rechts zu bewegen? Keine Option für mich. Ich sag´s mal ganz platt: Das sind in meinen Augen alles am Ende Lügner, Betrüger und Fähnchen- in-den-Wind-hänger. Das haben Sie (die sogenannten etablierten Parteien) oft genug bewiesen. Politik ist ein Schweinegeschäft und korrumpiert offensichtlich jeden, ab einer gewissen Machtposition.
Ach ja, das eigentliche Thema war ja der heutige Vorstoß aus dem etablierten Lager in Sachen Wahlbeteiligung. Verzeihen Sie mein Abschweifen. Also um die gesunkene Wahlbeteiligung wieder anzuheben, will man nun die Wahllokale statt wie bisher bis 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet lassen. Klar, weil es ja sonst auch zeitlich echt zu knapp ist. Und das mit der Briefwahl kennt ja auch keine Sau. Da wird sie aber mächtig in die Höhe schnellen, des Bundebürgers Wahlfreude, wenn er sich entspannt bis 20:00 Uhr Zeit lassen kann. Habt Ihr eigentlich den Verstand verloren, oder seid ihr echt so naiv? Statt sich um wichtige Dinge zu kümmern, wird über „Ladenöffnungszeiten“ diskutiert?
Wenn man schon etwas an unserem Wahlsystem ändern wollte, dann wäre die Einführung einer „NEIN“ Stimme mal eine echte Innovation. Also eine Stimme, die nicht an irgendeinem Hanswurst vergeudet wird, die volle Gültigkeit hat und trotzdem den großen „Volksparteien“ eine Breitseite vor den Bug donnern könnte, dass die Heide wackelt.
Man stelle sich das mal vor. Wahlbeteiligung 90% (irgendwas ist ja immer). 51% der abgegebenen und gültigen Stimmen sagen aber grundsätzlich „NEIN“ zum Angebot. Was dann? Dann sind keine schwindeligen Koalitionen möglich, die kein Wähler wollte. Dann muss man sich was grundlegend neues einfallen lassen. Das Angebot verbessern, bis der Kunde Wähler wirklich überzeugt ist und das Produkt die Politik kauft.
Natürlich habe ich als politischer Laie das Szenario nicht weiter gedacht. Keine Ahnung, ob das wirklich praktikabel wäre, aber so wäre eine echte Proteswahl möglich, ohne faule Kompromisse. Aber keine Sorge. Das machen die nicht. Die sind ja nicht blöd und graben sich selbst das Wasser ab.
Also gehen wir beim nächsten mal wieder wählen und wählen unsinnig, machen unsere Stimme ungültig oder unterstützen die etablierten Pfeifen. Das dann aber bestimmt erst kurz vor Acht.
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